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Wann wird Drachenboot eigentlich olympisch?

Sicher, die Frage haben sich schon viele gestellt, aber scheinbar kann sie bisher keiner beantworten. Nun ist ja bekanntlich gerade Olympia 2012 in London und dank der Zeitzone kann man nahezu alle Wettbewerbe, sofern es die Zeit zu lässt, im Fernsehen verfolgen.
Irgendwie kam in diesem Jahr im Vorfeld der Spiele bei keinem so richtiges Olympiafieber auf, ebenso wie schon bei den beiden anderen großen Sportereignissen in diesem Jahr. Liegt es daran, dass man gesättigt ist oder dreht sich die Erde inzwischen viel zu schnell, so dass man immer erst zum Punkt X seine Konzentration auf bestimmte Dinge richten kann? Diese Frage habe ich mir noch nicht beantworten können, arbeite noch daran.
Was man aus London in der Vorberichterstattung alles so gehört hat, deutete auf ein Olympia hin, welches veranstaltet wird und danach jeder wieder seinen Weg geht. Was schade wäre, so gelingt es vielen Sportarten nur alle vier Jahre in das Bewusstsein der Weltbevölkerung vorzudringen. Die Stimmung wollte nicht so recht aufleben und erst recht nicht über den Wasserweg zu uns kommen. Na gut, schaun mer mal was passiert wenn das ganze Spektakel beginnt.
Inzwischen ist Olympia in den vergangen zwei Wochen zur regelrechten Sucht geworden. Die Londoner und ihre Gäste sorgen für eine tolle Stimmung die Gänsehaut hervorruft. Sicher auch, da die Bilder immer größer, hochauflösender und was weiß ich was werden. Früh hat man vor seiner Röhrenkiste gesessen, heute ist man mitten drin. Wir haben Gold geholt, wir haben gelitten, wir sind wer könnte man da glatt meinen. Aber nicht wir sind es, es sind die Athleten vor Ort.
In den letzten zwei Wochen lief im Büro abwechselt Eurosport bzw. ein Sender der öffentlich rechtlichen, das Ganze nicht über den Fernseher sondern über den PC. Auf der einen Seite ist es toll diese Auswahl an Sender zu haben, auf der anderen Seite stelle ich mir aber auch immer wieder die Frage: brauchen wir vor Ort zwei öffentliche, von uns mitfinanzierte Sender? Auch wenn ich mich hinter den Kulissen nicht auskenne, aber Kosteneffektiv kann das nicht sein. Warum unternimmt dagegen keiner was, bzw. was ist der Grund dafür? Gut, in meinen Augen waren beide, sowohl ARD als auch ZDF sehr blass und nüchtern in der Berichterstattung, um nicht zu sagen langweilig. Die Kommentatoren haben gesagt was man selbst auch gesehen hat, die Moderatoren haben versucht sich witzige Wortspiele einfallen zu lassen und langweilige Fragen, nett formuliert, an erfolgreiche Sportler zu stellen die den Anstand haben auf stellenweise sinnloses Zeug zu antworten. Meine meist gehasste Frage an Goldgewinner/innen: „Wie fühlen Sie sich?“ Na wie wohl? Ich könnte es nicht, auf eine solche Frage zu antworten… Aber gut, nicht mein Bier.
Ich war froh als Alternative Eurosport gehabt zu haben. Witzige Kommentatoren, extrem viel Hintergrundinformationen und vor allem: keine künstlichen Überleitungen zu einem neuen Thema. Wenn gerade nichts los war, brachte man Wiederholungen. An sich schlecht, aber auch beim zweiten oder dritten Mal die Bilder eines Olympiasiegers anzuschauen ruft mitunter Gänsehaut hervor. ABER, das wichtigste war: man bekam hier in meinen Augen mehr von den sogenannten Randsportarten mit:
Trampolinspringen, ich dacht ich werd nicht mehr. Im ersten Moment dachte ich, das wär was für meine Kinder: machen die auch den ganzen Tag und am liebsten noch die ganze Nacht. Gut schauste Mal was die da so machen. Wer es gesehen hat weiß, dass einem der Atem wegbleiben kann. 10 m in die Höhe und dann unten so ein kleines Rechteck treffen um wieder 10 m in die Höhe zu schnellen. Ach so, zwischendrin noch einige Drehungen, Saltos und sonstige Dinge die man sich selber nie trauen würde. Es gibt aber so viele Sportarten, die in meinen Augen nicht entsprechend gewürdigt wurden. Alles was nicht publikumswirksam ist, wurde entweder nur am Rande erwähnt oder kurze Zusammenfassungen gezeigt. Man zeigt lieber ein Hockeyspiel von x gegen y, obwohl die deutschen Segler gerade am Start sind. Oder hat jemand was vom BMX gesehen, vom Surfen? Wenn die großen Boxen und es um Millionen geht reißen sich die Sender um die Sendeplätze, wenn es „Nichtprofis“ machen interessiert es auf einmal keinen mehr?
Macht Drachenboot in diesem Umfeld Sinn, es zu integrieren, wenn Randsportarten eh nicht so recht in den Meiden auftauchen? Ich bin der Meinung ja. Weil Drachenbootsport die Massen mobilisieren kann, weil es Action ist, weil es das Teamgefühl noch mehr fordert. Ich, als ehemalieger Kanute, bin dafür, die Strecken über 500 Meter aus dem Programm der Kanurennsportler zu nehmen. Die letzten 250 bis 500 Meter sind doch die interessanten. Wozu dafür so lange Anlauf nehmen? Warum statt dessen nicht andere Bootsklassen mit hinzunehmen? Der DKV spricht ja eh vom Kanu-Drachenboot (wer ist auf diesen blöden Namen gekommen?), warum dann nicht über dem 4er noch etwas positionieren? Warum macht da keiner so richtig Druck, insbesondere aus Deutschland? Wenn doch, warum bekommt man davon nichts mit?
Weil wir dann vielleicht nicht mehr so erfolgreich sind wie bisher im Kanu? Weil uns hier vielleicht andere Nationen die sicher eingeplanten Medaillen aus dem Kanurennsport streitig machen könnten? Haben wir Angst davor? Seien wir ehrlich, wenn man die Nachrichten hört heißt es oft: ja und die Kanuten haben wieder die erwarteten Medaillen geholt. Insbesondere an der Eliteschule des Sports in Potsdam auf dem Luftschiffhafen bejubelt man jeden einzelnen Erfolg, man weiß was es für Arbeit kostet diesen Einzufahren. Vielleicht sollte der Kanusport das Angebot erweitern um für Öffentlichkeit und damit auch für die Medien interessanter zu werden, die Strecken kürzen, Neues anbieten. Der Kanurennsport liefert das ab was von ihm erwartet wird, bekommt nen Händedruck und man sagt Danke. Gut, ganz so einfach wirds nicht ablaufen, aber das Gefühl bekommt man.
Macht was für diesen Sport, er wird sonst untergehen! Egal ob Kanurennsport oder Drachenboot – beide haben es verdient beachtet zu werden. Das sind nur meine Gedanken zu diesem ganzen Spektakel Olympia. Ist alles ohne Hintergrundwissen und es sind nur Beobachtungen bzw. Fragen die aufkommen.
Aber einen großen Wunsch habe ich für die kommenden Sommerspiel: Lasst bitte die Marathon-Läuferinnen und -Läufer so starten, dass sie eine Stunde vor dem Finale der 100 m in das Olympiastadion und ihrem Ziel entgegen laufen dürfen. Ich glaube das wäre die richtige Würdigung für diese Sportler….
P.S.: Da ich gerade im Zug sitze, gibt’s das ganze mal ohne schicke Bilder, versuche sie aber nachzureichen.